Klein, fein und mein
Kleiner bauen – es gibt viele Gründe, statt in eine Villa in ein kompaktes Haus zu investieren. Denn mit einem durchdachten Grundriss musst du dich auch bei weniger Fläche kaum einschränken.
Kleine Häuser sind das Maß der Dinge, wenn dein Baufenster oder Geldbeutel begrenzt ist. Oder wenn du einfach per se weniger Platz zum Leben brauchst. Oder wenn dich das Thema „Nachhaltigkeit“ umtreibt. Suffizienz, also nur so viel Wohnraum zu erstellen, wie man auch wirklich benötigt, ist bei vielen das Gebot der Stunde. Ein kleines Haus versiegelt weniger Fläche und kommt mit weniger Baustoffen aus. Und natürlich verbrauchst du nach deinem Einzug weniger Energie zum Heizen, Kühlen und Beleuchten. Ein weiteres, unschlagbares Argument: Je weniger Fläche, desto geringer ist später der Reinigungsaufwand.
„Buy less, choose well, make it last.“
Vivienne Westwood, englische Modedesignerin
Die Fertighausbranche hat sich auch auf diese Nachfrage eingestellt und hat kleinere Häuser im Portfolio. In diesem Artikel geht es jedoch nicht um Häuser, die in die Kategorie „Tiny-Haus“ fallen. Wir haben die Grenze bei plus/minus 120 Quadratmetern gezogen. Mit dieser Fläche kommen auch Paare mit Kindern gut zurecht.
Fünf Gründe, kleiner zu bauen
- Weniger Stress bei der Grundstückssuche: Bauwillige wissen, dass es oft an ein Wunder grenzt, das optimale Baugrundstück zu vernünftigen Preisen zu finden. Wie viel du für dein Grundstück zahlen musst, hängt natürlich von der Größe des Grundstücks ab, aber auch von der Lage. Je besser die Lage, je größer das Käuferinteresse, desto teurer wird es. Das trifft natürlich auch bei kleineren Grundstücken zu. Gut ist es in jedem Fall, wenn das Wunschstück für Investoren uninteressant ist. Sie treiben oft die Preise nach oben.
- Ressourcen schonen: Wenn du auf einem kleinem Grundstück baust, versiegelst du weniger Fläche. Du sparst aber auch bei den Baustoffen, denn logischerweise wirst du weniger Material verbrauchen. Das schont die Umwelt und trägt zum Klimaschutz bei. Was du auch bedenken solltest: Kleinere Häuser sind später „im Betrieb“ deutlich sparsamer. Schließlich musst du weniger Fläche beheizen als in einem großen Haus.
- Ausgaben reduzieren: Beim Grunderwerb werden Abgaben – je nach Bundesland zwischen 3,5 und 6,5 Prozent des Kaufpreises – fällig. Je höher der Kaufpreis, desto tiefer musst du für die sogenannte Grunderwerbssteuer in die Tasche greifen. Kleinere Objekte bringen in der Regel niedrigere Abgaben mit sich. Das gilt übrigens auch für die Notargebühren und den Grundbucheintrag. Auch die jährlich von der Gemeinde erhobene Grundsteuer orientiert sich unter anderem an der Größe des Grundstücks.
- Unbeschwerter leben: Wer „kleiner“ lebt, kann leichter und unbeschwerter durchs Leben gehen. Schließlich fehlt der Platz, Dinge zu horten. Meist passiert aber das Gegenteil. Beispiel Sport: Wer verschiedene Sportarten ausübt und den nötigen Platz hat, hat die passende Ausrüstung im Haus. Skistiefel, Skier, Tennisschläger, Wanderstiefel, Schlittschuhe und Sportschuhe: alles wartet auf seinen Einsatz, oft vergeblich. Wer keinen Platz hat, leiht sich diese Utensilien bei Bedarf einfach aus. Sich auf das Wesentliche zu beschränken, kann ungemein befreiend wirken.
- Neue Konstellationen: Im Lebensverlauf verändern sich immer mal wieder die Anforderungen ans Wohnen. Sind die Kinder aus dem Haus, ist die bisherige Immobilie meist ein paar Nummern zu groß. Warum also nicht noch einmal von vorne beginnen und kleiner bauen? Die sogenannten „Empty Nester“ brauchen weniger Fläche und wünschen sich eine barrierearme Umgebung fürs Alter.
Mehr aus weniger machen
Unbestritten ist, dass jeder Quadratmeter Wohnfläche kostet. Je größer also ein Grundriss, desto teurer wird das Haus. Grundsätzlich kann bei geschickter Planung auch in kleinen Häusern eine großzügige Wohnatmosphäre entstehen. Je weniger trennende Wände stehen, desto größer wirkt der Wohnraum. Bodentiefe Fenster beziehen den Außenraum optisch mit ein. Tipp: Rückt dein Haus aufgrund eines kleinen Grundstücks den Nachbarhäusern auf die Pelle, solltest du besonders auf die Platzierung von Fenster und Türen achten.
Offene Grundrisse funktionieren natürlich sehr gut auf der Erdgeschossebene. Daher bilden ja auch in vielen Objekten Küche, Ess- und Wohnbereich eine Einheit. Auch Multifunktionsräume (Büro/Gäste/Bügelzimmer) helfen, den begrenzten Platz optimal zu nutzen. In kleinen Häusern bietet es sich auch an, Treppen in den Wohnbereich zu integrieren. So spart man sogenannte Bewegungsflächen. Und warum muss der Flur vom Wohnbereich getrennt sein? In der oberen Etage ist es eher schwierig, auf Wände zu verzichten. Schließlich liegen dort die Schlafzimmer und das Badezimmer. Dort helfen helle Farben und viel natürliches Licht sowie Kunstlicht, kleine Räume größer wirken zu lassen. Auch Gauben sind eine Möglichkeit, einen vollwertigen Wohnraum unter Dachschrägen zu schaffen. Und wo steht es eigentlich geschrieben, dass das Elternschlafzimmer immer von einem Ankleidezimmer flankiert sein muss? Ein klassischer Kleiderschrank tut es doch auch und spart richtig viel Platz.
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Apropos Abstellflächen: Kluge Stauraumlösungen helfen, den vorhandenen Platz bestens auszunutzen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Platz unter der Treppe. Auch Stellflächen unter Dachschrägen können in praktische Aufbewahrungsorte umgewandelt werden. Einbauschränke sind ebenfalls erste Wahl, den vorhandenen Platz optimal zu nutzen. In diesem Fall ist es gut, bereits bei der Grundrissplanung Räume dafür zu schaffen.
Fazit: Sicherlich ist es toll, möglichst viel Raum zum Leben zu haben. Viel Fläche verleitet aber auch dazu, gerade wenn Kinder im Haus leben, Dinge anzuschaffen, die man nur in bestimmten Lebensphasen braucht. Wer hier umdenkt, geht leichter durchs Leben. Neben monetären Gründen spricht also einiges dafür, kleiner zu bauen.
Mini-Haus-Typen
Wenn du dich beim Wohnen auf das Wesentliche konzentrieren möchtest, kommen eventuell auch Kleinsthäuser infrage. Wir stellen dir hier die vier wichtigsten Kleinsthaus-Typen vor. Sie unterscheiden sich in Bezug auf Komfort, Energieeffizienz, Flexibilität und natürlich bei den Kosten. Ob diese Häuser zu deinem Leben passen könnten, verraten dir die Pro- und Contra-Argumente.
Tiny-House auf Rädern | Tiny-House auf Fundament | Mini-Haus | Mini-Bungalow |
Wohnfläche: < 26 m2 | Wohnfläche: < 26 m2 | Größe: < 100 m2 | Größe: < 100 m2 |
Eigenschaften: Haus auf Rädern, max. 2,55 m x 7 m und 4 m hoch, Gesamtgewicht max. 3,5 t | Eigenschaften: fest installiertes Kleinsthaus mit ein bis zwei Ebenen | Eigenschaften: fest installiertes, vollwertiges kleines Haus mit ein bis zwei Ebenen | Eigenschaften: vollwertiges, ebenerdiges und barrierearmes Kleinsthaus |
Geeignet für: minimalistische Singles und Paare | Geeignet für: minimalistische Singles und Paare | Geeignet für: Singles, Paare und Kleinfamilien | Geeignet für: Singles, Paare und Kleinfamilien |
Pro: relativ leicht transportabel; benötigt kein Fundament; niedrige Bau- und Unterhaltskosten | Pro: kommt mit relativ wenig Grundstück aus; kann besser gedämmt werden; als Modulhaus Ortswechsel mithilfe Schwerlasttransport möglich | Pro: geringer Grundstücksbedarf; ressourcen- und kostensparender Bau; arbeits- und energiesparend im Unterhalt; ganzjährig bewohnbar leichter zu finanzieren; guter Werterhalt; flexibel nutzbar | Pro: unabhängig bis ins hohe Alter, weil barrierearm; ressourcen- und kostensparender Bau; arbeits- und energiesparend im Unterhalt; ganzjährig bewohnbar einfach zu finanzieren; sehr guter Werterhalt; sehr flexibel nutzbar |
Contra: sehr wenig Wohnfläche Stellplätze sind rar schlechte Wärmedämmung – im Winter mangelhafter Wohnkomfort barrierearmes Wohnen nicht möglich eingeschränkte Grundrissgestaltungsmöglichkeiten Finanzierung und Versicherung schwierig | Contra: großer Planungsaufwand, Fehler im Design verschlechtern den Wohnalltag überdurchschnittlich; kein Platz für Gäste; barrierearmes Wohnen schwer möglich | Contra: evtl. nicht barrierearm; bei wachsender Familie evtl. zu klein | Contra: größerer Grundflächenbedarf als beim zweigeschossigen Mini-Haus |