Mitten im Leben

Ob Dorf oder Stadt, im Garten des Elternhauses oder auf dessen Dach: Auch ungewöhnliche Orte können ein großes Potenzial für den Bau des individuellen Wohntraums haben. Das Bauen im Bestand stellt Bauherren vor besondere Herausforderungen, bietet dafür aber einmalige Chancen. Genutzt hat diese Architekt Oliver Engelhardt, der dank moderner Holzbauweise sein einmaliges Zuhause mitten in einem historischen Stadtkern realisieren konnte!

Wer besondere Wohnwünsche hat, wie zum Beispiel in der Stadt zu bauen, eine Baulücke zu schließen oder das eigene Elternhaus zu erweitern, musste für die Verwirklichung dieses Plans in der Regel schon immer etwas mehr Fantasie aufbringen, als beim Bauen „auf der grünen Wiese“.

Wer künftig ein neues Zuhause für sich und seine Familie bauen möchte, wird mit wachsender Wahrscheinlichkeit dieses Mehr an Fantasie benötigen: Denn weil immer weniger klassische Neubaugebiete ausgewiesen werden, werden viele Bauinteressenten künftig auf die eine oder andere Weise im Bestand bauen.

Bauen im Bestand – Schrecken oder Chance?

Der Reiz, aber oft gleichzeitig auch die Schwierigkeit beim Bauen im Bestand ist, dass die „Bauplätze“ für Anbauten, Aufstockungen, Ersatzneubauten oder Nachverdichtungen nicht so einfach zu entdecken und auch zu beplanen sind, wie solche in einem klassischen Neubaugebiet. Häufig verlangt das Bauen im Bestand von seinen Bauherren und Planern mehr Flexibilität und bei der Realisation innovative, manchmal auch unkonventionelle, Baulösungen.

Eine Herausforderung, die sich Baufamilie Engelhardt ganz bewusst stellte: denn Oliver Engelhardt ist erfahrener Architekt. Nachdem ihre Kinder erwachsen und ausgezogen waren, begann für das Ehepaar ein neuer Lebensabschnitt, zu dem ihr Haus auf dem Land mit großem Garten nicht mehr passte. Die Engelhardts wollten in die Stadt.

Oliver Engelhardt hat Architektur an der Uni Kaiserslautern studiert. Seit 1997 arbeitet er als Architekt mit Baufritz zusammen und konnte bereits hunderte Häuser verwirklichen. Oliver ist es ein großes Anliegen, die optimale Lösung für seine Bauherren, das Grundstück und die Umgebung zu kreieren. Er sieht sich als Ideengeber, der auch die Wünsche der Bauherren bewusst hinterfragt und im Sinne der besten Lösung im offenen und kreativen Dialog immer gerne neue Wege einschlägt.

Als Architekt hatte Engelhardt natürlich hohe gestalterische Ansprüche an sein neues Zuhause und zum Glück auch das richtige Auge für die Potenziale eines verwilderten Restgrundstückes inmitten der historischen Altstadt. Er tat zunächst, was jedem Interessent, der im Bestand bauen möchte, dringend angeraten ist: Er prüfte noch vor dem Kauf des Grundstückes bei den zuständigen Behörden ob und wenn ja, in welchem Maß das Grundstück bebaut werden konnte. In seinem Fall war daran nicht nur die Baugenehmigungsbehöre involviert, sondern auch das Denkmalamt – denn gegenüber steht ein 500 Jahre altes denkmalgeschütztes Gebäude, auf das es gestalterisch Rücksicht zu nehmen galt. Im Zuge der Grundstücksrecherche stellte sich außerdem heraus, dass es für das Grundstück zwar ein Wegerecht über das Nachbargrundstück gab – aber kein Leitungsrecht.

„Hätte ich konventionell bauen wollen, hätten wir das Grundstück nie bekommen. Voraussetzung war, so leise und schnell wie möglich zu bauen. Da kam nur Baufritz mit der bewährten Fertigbauweise in Holz in Frage.“

Oliver Engelhardt, Architekt und Bauherr

Auch der Vorbesitzer des Grundstückes stand dem Bauvorhaben zunächst kritisch gegenüber, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine Schule. Eine Baustelle mit monatelangem, störenden Baulärm war für den Verkäufer unvorstellbar. Die Vorteile der Baufritz-Elementbauweise, die es ermöglichte das Haus binnen weniger Tage zu montieren und so die Belastung für die Nachbarschaft minimierte, war schließlich entscheidend dafür, dass die Engelhardts den Zuschlag für das preislich akzeptable Grundstück in hoch attraktiver Altstadtlage erhielten.

Die Entscheidung für die Holzfertigbauweise löste auch weitere Probleme, die bislang dazu beigetragen hatten, dass das Innenstadtgrundstück als unbebaubar galt – und daher für viele Investoren uninteressant und deswegen viel erschwinglicher war: Die engen Gassen und das winzige Grundstück hatten das Einrichten einer Baustelle für einen konventionellen Neubau unmöglich gemacht. So konnte z.B. auf dem Dach der Tiefgarage aus statischen Gründen kein Kran aufgestellt werden.

Die nach den ausgefeilten Plänen von Oliver Engelhardt im Werk von Baufritz im Allgäu maßgefertigten Holzbauteile wurden schließlich mit einem Mobilkran von einer benachbarten Gasse aus an ihren Bestimmungsort gehoben. Nur drei Tage benötigte das erfahrene Montageteam von Baufritz, um das Gebäude mit 160 Quadratmetern Wohnfläche auf drei Geschossen aufzustellen. Das fand während der Ferien statt, sodass der Schulbetrieb nicht gestört wurde.

Viel Licht und einmalige Aussicht

Das Haus der Engelhardts fügt sich heute harmonisch in seine historische Nachbarschaft ein. Die Fassade ist regionaltypisch, teilweise verputzt, mit Holz oder mit Schiefer verkleidet. Trotzdem bietet es seinen Bewohnern modernen und lichtdurchfluteten Lebensraum: Zur Straße hin bodentief verglast, erlaubt das Erdgeschoss den Blick ins Büro des Architekten, der es liebt, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Für die Raumverteilung in den oberen Geschossen haben die Engelhardts ihre alltäglichen Gewohnheiten intensiv hinterfragt und in der Planung berücksichtigt. So bekam das Büro der Hausherrin seinen Platz neben dem offenen Koch- und Essbereich und mit Blick und Zugang zur Dachterrasse, die auf dem hinteren Bereich des Erdgeschosses entstand: Sie erweitert Küche und Essbereich im Obergeschoss wie ein charmanter Innenhof nach außen. Über eine geradlinige Eichenholztreppe erreicht man das Dachgeschoss wo sich der Wohnbereich direkt neben dem Schlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer befindet.

Für diese unkonventionelle Aufteilung entschieden sich die Engelhardts, um das Potenzial an Licht und Aussicht optimal zu nutzen. Das Wohnzimmer im Dachgeschoss präsentiert sich dank seiner Lage im Dachgeschoss und großzügig verglaster Pfosten-Riegel-Fassade nicht nur besonders hell und freundlich, sondern bietet ein einmaliges Panorama über die Dächer der Altstadt: Ein Lichtband, das sich über die gesamte Hauslänge zieht, sorgt hier für Aus- ohne Einblicke.

Eignet sich Holzfertigbau für eine energetische Sanierung?

Dagmar Fritz-Kramer, Geschäftsführerin von Baufritz: „Unbedingt! Wir können Bestandsgebäude heute dank modernster Technik sehr akkurat vermessen und erhalten so digitale Planungsdaten. Auf deren Grundlage können ökologische Holzfertigteile für die energetische Optimierung eines Gebäudes erstellt werden. Auch hier profitiert der Bauherr dann von den sehr schnellen Fertigbauzeiten. Sinnvoll ist es oft, ein Gebäude im Zuge der Sanierung gleich um ein Geschoss in Holzbauweise aufzustocken. Dann ersetzen wir ein kaltes Dachgeschoss durch ein Warmdach mit Wohnnutzung – und der Bauherr kann durch die Vermietung oder den Verkauf die Sanierung finanzieren.“

Expertise und Kreativität

Auch wenn das Haus Engelhardt, mit seinen anspruchsvollen Rahmenbedingungen, ein Extrembeispiel für das Bauen im Bestand ist, zeigt es: Die Kombination aus Kreativität und fachlicher Expertise hilft uns, ganz neue Bauplätze zu erschließen. Das besondere Gespür der Engelhardts für die Potenziale des Grundstücks und das Wissen um die Möglichkeiten der modernen Holzfertigbauweise, machte das Projekt erst möglich – und präsentiert sich heute als harmonischer Teil der historischen Nachbarschaft.

Haus Engelhardt im Detail

Erdgeschossgrundriss

Die Eingangsebene ist rückwärtig komplett geschlossen, da sie direkt an die Nachbargebäude grenzt. Die hinteren Räume wurden daher für Nutzungen reserviert, die kein natürliches Tageslicht benötigen: Das Archiv des Hausherren, der Hauswirtschaftraum in dem auch die Haustechnik untergebracht ist und eine Garage mit dahinterliegendem Kellerraum, wo auch Platz für die Mülltonnen und Fahrräder ist. In der Mitte, mit raumhoher Verglasug zum Hof, befindet sich das Architekturbüro von Oliver Engelhardt.

Obergeschossgrundriss

Neben der großen Kücheninsel steht in diesem lichtdurchfluteten Raum der große Esstisch. Dessen Bank, an der Außenwand, geht in ein behagliches Sitzfenster über. In die andere Richtung öffnet sich der Raum zu der blickgeschützten, sonnigen Dachterrasse, wo sich ebenfalls ein großer Essplatz befindet. Auch auf dieser Ebene: Das Arbeitszimmer der Hausherrin und ein Gästezimmer mit Bad.

Dachgeschossgrundriss

Bewusst befindet sich der Wohnbereich hier oben, direkt neben dem Schlafzimmer mit Ankleide und dem Badezimmer mit Sauna. Wohnzimmer und Schlafzimmer bieten Zugang zum Balkon. Unterm Dach, über der Ankleide hat der Architekt noch einen kleinen Ruheraum mit spektakulärer Aussicht eingerichtet. Diesen erreicht er über eine komfortable Leiter, um in dieser gemütlich gepolsterten Lounge auch gerne einmal die Mittagsauszeit zu verbringen.

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