Mitten im Leben
Ob Dorf oder Stadt, im Garten des Elternhauses oder auf dessen Dach: Auch ungewöhnliche Orte können ein großes Potenzial für den Bau des individuellen Wohntraums haben. Das Bauen im Bestand stellt Bauherren vor besondere Herausforderungen, bietet dafür aber einmalige Chancen. Genutzt hat diese Architekt Oliver Engelhardt, der dank moderner Holzbauweise sein einmaliges Zuhause mitten in einem historischen Stadtkern realisieren konnte!
- Bauen im Bestand – Schrecken oder Chance?
- Besonderheiten beim Bauen im Bestand
- Viel Licht und einmalige Aussicht
- Eignet sich Holzfertigbau für eine energetische Sanierung?
- Die Fertigbau-Vorteile beim Bauen im Bestand
- Expertise und Kreativität
- Haus Engelhardt im Detail
- Weitere Beispiele für’s Bauen im Bestand
Wer besondere Wohnwünsche hat, wie zum Beispiel in der Stadt zu bauen, eine Baulücke zu schließen oder das eigene Elternhaus zu erweitern, musste für die Verwirklichung dieses Plans in der Regel schon immer etwas mehr Fantasie aufbringen, als beim Bauen „auf der grünen Wiese“.
Wer künftig ein neues Zuhause für sich und seine Familie bauen möchte, wird mit wachsender Wahrscheinlichkeit dieses Mehr an Fantasie benötigen: Denn weil immer weniger klassische Neubaugebiete ausgewiesen werden, werden viele Bauinteressenten künftig auf die eine oder andere Weise im Bestand bauen.
Bauen im Bestand – Schrecken oder Chance?
Der Reiz, aber oft gleichzeitig auch die Schwierigkeit beim Bauen im Bestand ist, dass die „Bauplätze“ für Anbauten, Aufstockungen, Ersatzneubauten oder Nachverdichtungen nicht so einfach zu entdecken und auch zu beplanen sind, wie solche in einem klassischen Neubaugebiet. Häufig verlangt das Bauen im Bestand von seinen Bauherren und Planern mehr Flexibilität und bei der Realisation innovative, manchmal auch unkonventionelle, Baulösungen.
Eine Herausforderung, die sich Baufamilie Engelhardt ganz bewusst stellte: denn Oliver Engelhardt ist erfahrener Architekt. Nachdem ihre Kinder erwachsen und ausgezogen waren, begann für das Ehepaar ein neuer Lebensabschnitt, zu dem ihr Haus auf dem Land mit großem Garten nicht mehr passte. Die Engelhardts wollten in die Stadt.
Oliver Engelhardt hat Architektur an der Uni Kaiserslautern studiert. Seit 1997 arbeitet er als Architekt mit Baufritz zusammen und konnte bereits hunderte Häuser verwirklichen. Oliver ist es ein großes Anliegen, die optimale Lösung für seine Bauherren, das Grundstück und die Umgebung zu kreieren. Er sieht sich als Ideengeber, der auch die Wünsche der Bauherren bewusst hinterfragt und im Sinne der besten Lösung im offenen und kreativen Dialog immer gerne neue Wege einschlägt.
Als Architekt hatte Engelhardt natürlich hohe gestalterische Ansprüche an sein neues Zuhause und zum Glück auch das richtige Auge für die Potenziale eines verwilderten Restgrundstückes inmitten der historischen Altstadt. Er tat zunächst, was jedem Interessent, der im Bestand bauen möchte, dringend angeraten ist: Er prüfte noch vor dem Kauf des Grundstückes bei den zuständigen Behörden ob und wenn ja, in welchem Maß das Grundstück bebaut werden konnte. In seinem Fall war daran nicht nur die Baugenehmigungsbehöre involviert, sondern auch das Denkmalamt – denn gegenüber steht ein 500 Jahre altes denkmalgeschütztes Gebäude, auf das es gestalterisch Rücksicht zu nehmen galt. Im Zuge der Grundstücksrecherche stellte sich außerdem heraus, dass es für das Grundstück zwar ein Wegerecht über das Nachbargrundstück gab – aber kein Leitungsrecht.
„Hätte ich konventionell bauen wollen, hätten wir das Grundstück nie bekommen. Voraussetzung war, so leise und schnell wie möglich zu bauen. Da kam nur Baufritz mit der bewährten Fertigbauweise in Holz in Frage.“
Oliver Engelhardt, Architekt und Bauherr
Auch der Vorbesitzer des Grundstückes stand dem Bauvorhaben zunächst kritisch gegenüber, denn in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine Schule. Eine Baustelle mit monatelangem, störenden Baulärm war für den Verkäufer unvorstellbar. Die Vorteile der Baufritz-Elementbauweise, die es ermöglichte das Haus binnen weniger Tage zu montieren und so die Belastung für die Nachbarschaft minimierte, war schließlich entscheidend dafür, dass die Engelhardts den Zuschlag für das preislich akzeptable Grundstück in hoch attraktiver Altstadtlage erhielten.
Die Entscheidung für die Holzfertigbauweise löste auch weitere Probleme, die bislang dazu beigetragen hatten, dass das Innenstadtgrundstück als unbebaubar galt – und daher für viele Investoren uninteressant und deswegen viel erschwinglicher war: Die engen Gassen und das winzige Grundstück hatten das Einrichten einer Baustelle für einen konventionellen Neubau unmöglich gemacht. So konnte z.B. auf dem Dach der Tiefgarage aus statischen Gründen kein Kran aufgestellt werden.
Besonderheiten beim Bauen im Bestand
Platz für die Baustellen-Einrichtung
Die für den Hausbau nötigen Materialien und Maschinen, das Gerüst oder die Bau-Toilette müssen in der Regel auf dem Baugrundstück untergebracht werden. Ist das zu klein dafür, kann man eventuell auch auf öffentliche Straßen und Wege ausweichen. Dafür benötigt man eine spezielle Genehmigung und es fallen auch Gebühren an, die regional stark variieren.
Ensemble- & Denkmalschutz
Wer in historischen Nachbarschaften bauen möchte muss damit rechnen, dass es Vorschriften zum Denkmal und Ensembleschutz gibt. Neue Gebäude oder Gebäudeteile müssen dann so gestaltet werden, dass sie sich optisch in geschützte Straßenzüge, einen Platz oder ein Stadtviertel einfügen. Die Vorschriften können die Gebäude- und Dachform betreffen aber auch die Gestaltung der Fassade sowie die Materialwahl. Es empfiehlt sich frühzeitig Kontakt mit der zuständigen Behörde aufzunehmen um die Möglichkeiten zu erörtern.
Anspruchsvoller Baugrund
Bei jedem Bauvorhaben sollte eine Baugrunduntersuchung stattfinden. Beim Bauen im Bestand ist diese unverzichtbar, um zuverlässige Informationen zu Tragfähigkeit und Gründungsaufwand und eventuelle (teuer zu entsorgende) Altlasten zu erhalten.
Lieferwege
Auch die Logistik kann beim Bauen im Bestand zur Herausforderung werden. Eine genaue Planung ist daher unerlässlich, um Verzögerungen und damit verbundene Zusatzkosten zu vermeiden.
Die nach den ausgefeilten Plänen von Oliver Engelhardt im Werk von Baufritz im Allgäu maßgefertigten Holzbauteile wurden schließlich mit einem Mobilkran von einer benachbarten Gasse aus an ihren Bestimmungsort gehoben. Nur drei Tage benötigte das erfahrene Montageteam von Baufritz, um das Gebäude mit 160 Quadratmetern Wohnfläche auf drei Geschossen aufzustellen. Das fand während der Ferien statt, sodass der Schulbetrieb nicht gestört wurde.
Viel Licht und einmalige Aussicht
Das Haus der Engelhardts fügt sich heute harmonisch in seine historische Nachbarschaft ein. Die Fassade ist regionaltypisch, teilweise verputzt, mit Holz oder mit Schiefer verkleidet. Trotzdem bietet es seinen Bewohnern modernen und lichtdurchfluteten Lebensraum: Zur Straße hin bodentief verglast, erlaubt das Erdgeschoss den Blick ins Büro des Architekten, der es liebt, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Für die Raumverteilung in den oberen Geschossen haben die Engelhardts ihre alltäglichen Gewohnheiten intensiv hinterfragt und in der Planung berücksichtigt. So bekam das Büro der Hausherrin seinen Platz neben dem offenen Koch- und Essbereich und mit Blick und Zugang zur Dachterrasse, die auf dem hinteren Bereich des Erdgeschosses entstand: Sie erweitert Küche und Essbereich im Obergeschoss wie ein charmanter Innenhof nach außen. Über eine geradlinige Eichenholztreppe erreicht man das Dachgeschoss wo sich der Wohnbereich direkt neben dem Schlafzimmer mit Ankleide und Badezimmer befindet.
Für diese unkonventionelle Aufteilung entschieden sich die Engelhardts, um das Potenzial an Licht und Aussicht optimal zu nutzen. Das Wohnzimmer im Dachgeschoss präsentiert sich dank seiner Lage im Dachgeschoss und großzügig verglaster Pfosten-Riegel-Fassade nicht nur besonders hell und freundlich, sondern bietet ein einmaliges Panorama über die Dächer der Altstadt: Ein Lichtband, das sich über die gesamte Hauslänge zieht, sorgt hier für Aus- ohne Einblicke.
Eignet sich Holzfertigbau für eine energetische Sanierung?
Dagmar Fritz-Kramer, Geschäftsführerin von Baufritz: „Unbedingt! Wir können Bestandsgebäude heute dank modernster Technik sehr akkurat vermessen und erhalten so digitale Planungsdaten. Auf deren Grundlage können ökologische Holzfertigteile für die energetische Optimierung eines Gebäudes erstellt werden. Auch hier profitiert der Bauherr dann von den sehr schnellen Fertigbauzeiten. Sinnvoll ist es oft, ein Gebäude im Zuge der Sanierung gleich um ein Geschoss in Holzbauweise aufzustocken. Dann ersetzen wir ein kaltes Dachgeschoss durch ein Warmdach mit Wohnnutzung – und der Bauherr kann durch die Vermietung oder den Verkauf die Sanierung finanzieren.“
Die Fertigbau-Vorteile beim Bauen im Bestand
Entgegen der landläufigen Meinung, bietet die moderne Holzfertigbauweise eine sehr hohe Flexibilität und extreme Maßgenauigkeit. Daher gibt es fast kein Bauen-im-Bestand-Projekt, das nicht in Holzfertigbauweise realisiert werden kann. Hier ein paar besonders gelungene Beispiele.
Sehr kurze Bauzeit und optimale Logistik
Je mehr Nachbarn man beim Hausbau hat, desto wichtiger ist eine kurze Bauzeit. So lässt sich die Beeinträchtigung durch Lärm, Dreck und Verkehrsbehinderungen minimieren. Hier kann der Holzfertigbau viele seiner Stärken besonders gut zur Geltung bringen. Holzfertighäuser zeichnen sich durch eine extrem kurze Bauphase vor Ort aus. Denn im Gegensatz zu einem konventionell erstellten Haus bei dem allein der Rohbau ein bis zwei Monate dauert, werden die Wand-, Decken und Dachelemente maßgenau im Werk vorgefertigt und können auf der Baustelle binnen weniger Tage montiert werden. Kombiniert mit einer In-Time-Logistik, bei der alle Bauteile genau dann angeliefert werden, wenn sie benötigt werden, wird die Belastung der Nachbarschaft durch die Baustelle auf ein Minimum reduziert. Je nach Größe des Hauses dauert der Innenausbau von Baufritz weitere vier Monate.
Leicht, stabil und energieeffizient
Die Holzfertigbauweise zeichnet sich durch ein relativ geringes Gewicht bei hoher Stabilität aus. Gleichzeitig bietet sie optimalen Wärmeschutz. Deswegen eignet sie sich auch besonders gut für Aufstockungen auf bestehende Bauwerke – sei es eine Tiefgarage oder auch ein Wohnhaus, das aufgestockt werden soll.
Termin- und Kostensicherheit
Weil viele Bauleistungen bereits im Werk fertiggestellt werden, ist der Holzfertigbau viel unabhängiger von Witterungsverhältnissen, die beim konventionellen Bau häufig für unkalkulierbare Bauzeiten und -kosten sorgen. Die meisten Holzfertighaushersteller garantieren ihren Bauherren daher einen Festpreis und einen konkreten Fertigstellungstermin.
Expertise und Kreativität
Auch wenn das Haus Engelhardt, mit seinen anspruchsvollen Rahmenbedingungen, ein Extrembeispiel für das Bauen im Bestand ist, zeigt es: Die Kombination aus Kreativität und fachlicher Expertise hilft uns, ganz neue Bauplätze zu erschließen. Das besondere Gespür der Engelhardts für die Potenziale des Grundstücks und das Wissen um die Möglichkeiten der modernen Holzfertigbauweise, machte das Projekt erst möglich – und präsentiert sich heute als harmonischer Teil der historischen Nachbarschaft.
Haus Engelhardt im Detail
Erdgeschossgrundriss
Die Eingangsebene ist rückwärtig komplett geschlossen, da sie direkt an die Nachbargebäude grenzt. Die hinteren Räume wurden daher für Nutzungen reserviert, die kein natürliches Tageslicht benötigen: Das Archiv des Hausherren, der Hauswirtschaftraum in dem auch die Haustechnik untergebracht ist und eine Garage mit dahinterliegendem Kellerraum, wo auch Platz für die Mülltonnen und Fahrräder ist. In der Mitte, mit raumhoher Verglasug zum Hof, befindet sich das Architekturbüro von Oliver Engelhardt.
Obergeschossgrundriss
Neben der großen Kücheninsel steht in diesem lichtdurchfluteten Raum der große Esstisch. Dessen Bank, an der Außenwand, geht in ein behagliches Sitzfenster über. In die andere Richtung öffnet sich der Raum zu der blickgeschützten, sonnigen Dachterrasse, wo sich ebenfalls ein großer Essplatz befindet. Auch auf dieser Ebene: Das Arbeitszimmer der Hausherrin und ein Gästezimmer mit Bad.
Dachgeschossgrundriss
Bewusst befindet sich der Wohnbereich hier oben, direkt neben dem Schlafzimmer mit Ankleide und dem Badezimmer mit Sauna. Wohnzimmer und Schlafzimmer bieten Zugang zum Balkon. Unterm Dach, über der Ankleide hat der Architekt noch einen kleinen Ruheraum mit spektakulärer Aussicht eingerichtet. Diesen erreicht er über eine komfortable Leiter, um in dieser gemütlich gepolsterten Lounge auch gerne einmal die Mittagsauszeit zu verbringen.
Weitere Beispiele für’s Bauen im Bestand
Anbau
Auf dem Grundstück des Elternhauses von Christian Bienert, ließ der Bebauungsplan eine Erweiterung zu. Aus dem 60er-Jahre- Einfamilienhaus entstand durch den Anbau auf der Garage ein modernes Mehrgenerationenhaus. Weitere Infos zum Anbau-Projekt Bienert
Aufstockung
Familie Wagner fand den Bauplatz für ihr neues Zuhause auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses aus der Nachkriegszeit in einer modernen Aufstockung in Holzfertigbauweise. Mehr Infos zur Aufstockung Wagner
Lückenschluss
Familie Witt schloss mit ihrem Stadthaus nicht nur eine Lücke zwischen zwei Nachbarhäusern, sondern integrierte sogar noch die historische Stadtmauer. Mehr Infos Haus Witt