Prinzip Reduktion

Ständig neu auftretende Bauschäden und der Wunsch nach gesundem, nachhaltigem Wohnen gaben für Familie Gerlach den Ausschlag, um den geerbten Altbau durch ein ökologisches Holzhaus mit kleinerer Wohnfläche zu ersetzen. Im Inneren unterstützen Einbaumöbel das stringent durchgehaltene Konzept der Verkleinerung und Reduktion.

Eigentlich hatte Kerstin Gerlach das von ihrer Mutter geerbte Haus aus den 1920er-Jahren am Rande einer süddeutschen Großstadt im Familienbesitz erhalten wollen. Aber die Innenarchitektin hatte bereits sieben Jahre mit ihrer fünfköpfigen Familie darin gelebt und das Dauerthema Reparaturen wurde nicht kleiner – eher trat das Gegenteil ein: „Haben wir an einer Stelle einen Riss geschlossen, hat sich an anderer Stelle ein neuer gezeigt“, erinnert sich Ehemann Thilo Gerlach, Geschäftsführer einer Treppenbau-Firma. Die zudem benötigte energetische Sanierung wäre extrem kostspielig geworden.

Als im Bekanntenkreis der beiden jemand von Baufritz schwärmte, wurden sie hellhörig. Der Gedanke, den maroden Altbau durch ein Fertighaus zu ersetzen, war verführerisch. Aber ein herkömmliches Fertighaus konnte sich das designaffine Ehepaar nicht vorstellen. Dies änderte sich nach Besuch einer Fertighaus-Ausstellung und eines Kundenhauses an einem Tag der offenen Tür. Kerstin Gerlachs Eindruck damals:

„Baufritz gab uns das Gefühl, dass man hier gutes Design verstanden hat.“

Die Entscheidung für den Abriss des Altbaus und einen Neubau aus Holz war gefallen. Für die Bauphase konnte die Familie in derselben Straße vorübergehend auf eine Wohnfläche von 70 Quadratmetern umziehen.

Familie Gerlach

Von vorher drei Etagen plus Kellergeschoss haben sich Kerstin und Thilo Gerlach mit den drei Kindern Kaya, Liam und Anna ganz bewusst auf zwei Etagen plus Einliegerwohnung verkleinert. Der Anspruch war, alle Bedürfnisse dauerhaft auf möglichst wenig Quadratmetern unterzubringen. „Wir wollten ein Haus, das jetzt für uns passt. Aber auch noch in 10 Jahren.“, erklärt Kerstin Gerlach. Reduktion ist mittlerweile ein Lebensprinzip der Familie.

Noch aber haben sie andere Bedürfnisse, und die privaten Räume liegen klassischerweise im Dachgeschoss: ein Elternschlafzimmer mit Ankleidezimmer, zwei schöne Räume für die Kinder und ein Familienbad. Die Räume gehen von einer Galerie ab, die viel Tageslicht von einem Dachfenster bekommt. Das Eigenheim ist nämlich ein Satteldachhaus, wobei der Kniestock auf einer Höhe von 0,95 Metern beginnt. Alle Zimmer haben auf einer Seite eine Dachschräge, nur im Elternschlafzimmer gibt es eine Dachgaube, von der der Blick weit ins hügelige Umland reicht.

Früher war der Garten mit dem gewachsenen Baumbestand vom Haus aus kaum zu sehen, dies sollte sich im Neubau ändern. Als erster Schritt wurden die Terrassendielen aufbewahrt und auf der neuen Terrasse wieder verlegt. Verkleinerung ist ein weiteres der Planung zugrunde liegendes Konzept, denn wie Kerstin Gerlach sagt: „Wer will schon später in einem zu großen, leeren Haus wohnen?“ So verfügt das neue Zuhause über keinen Keller im klassischen Sinne, um dort selten benötigte Dinge aufzubewahren. Wohl aber, dank Hanglage, über eine helle Wohnung in der unteren Etage – das Reich der ältesten Tochter Anna. Zur Straße hin zeigt sich das geradlinige Haus mit dem überstandsfreien Satteldach weitgehend geschlossen, umhüllt von einer gehobelten Fichtenfassade mit Vorvergrauungs-Lasur. Der Zugang liegt an der Traufseite. Entlang des Hauses setzt sich der Weg Richtung Garten mit einem brückenartigen Vorbau fort, der dem Zugang der darunter angeordneten Einliegerwohnung gleichzeitig Wetterschutz gibt. Die Haustür führt in einen großzügigen Raum, der, zoniert von geschickt eingestellten Elementen, das gesamte Erdgeschoss einnimmt und sich mit einer beeindruckenden zweigeschossigen Pfosten-Riegel-Verglasung zum Garten mit den alten Bäumen öffnet.

Erdgeschoss

Ein großer offener Lebensbereich durchzieht die Erdgeschossebene von der Haustür an. Das Treppen-/Haustechnikelement gliedert den offenen Raum. So entstehen ein Eingangsbereich mit Garderobe und der kojenartige Wohnbereich in einer Nische.

Ein von der Bauherrin entworfenes multifunktionales Einbaumöbel aus geölter Wildeiche bildet neben dem Gäste-WC das Garderobenelement mit Sitzgelegenheit. Es geht über in einen Küchenhochschrank und bildet die Begrenzung zur Speisekammer dahinter.

Die Verkleidung der Treppe ins Obergeschoss aus schwarzem Resopal passt genau zum Bodenbelag aus großformatigen Schieferfliesen, dahinter verbirgt sich der Haustechnikraum. Ins Untergeschoss gibt es keine interne Verbindung; dies hätte zu viel Platz gekostet. Annas Wohnung im Hanggeschoss mit offenem Koch-Ess-Wohnbereich, Schlafzimmer und Bad ist nur über eine Außentreppe erreichbar.

Richtung Garten weitet sich der Raum in den offenen Bereich zum Kochen, Essen und Wohnen. Über den schwarzen Küchenelementen mit Wildeichendetails belichtet ein Fensterband die Arbeitsfläche, eine Tür führt direkt nach draußen. Der Essplatz, das Herz des Hauses, liegt unter einem Luftraum, der die Verbindung zum Obergeschoss herstellt, und ist damit „ideal, um Essenswünsche zu äußern“, lacht Kerstin Gerlach. Die begleitende doppelgeschossige Verglasung bis hinauf unter die Traufkante schafft eine tolle Verbindung der Innenräume zum Garten mit Holzdeck und Pool. Seitlich ist der gemütliche Wohnbereich in einer Nische angelegt; den gewünschten „Chalet-Charakter“ erzielte die Bauherrin, indem sie den Parkettleger den Bodenbelag aus Eichendielen die Wände hinaufziehen ließ. Im Obergeschoss sind das Elternschlafzimmer mit integrierter Ankleide, zwei Kinderzimmer und das Familienbad mit Sauna – ein Erbstück vom Vater, das jeden Umzug mitgemacht hat – um die zentrale Galerie mit dem eingespannten Glasgeländer gruppiert.

Obergeschoss

Nicht nur die Treppe, auch ein Luftraum verknüpft beide Wohnebenen, zentral zwischen beiden Kinderzimmern. Einbaumöbel schaffen im Elternschlafzimmer eine räumliche Trennung der Ankleide. Praktisch: Waschmaschine und Trockner sind im Badezimmer untergebracht.

Bei der Haustechnik entschieden sich die Bauherren trotz der höheren Investition für eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Tiefenbohrung und gegen eine Luft-Luft-Wärmepumpe. So entfällt die Aufstellfläche für das Außengerät, zudem ist sie im Betrieb die nachhaltigere Lösung. Dazu haben Gerlachs eine Photovoltaikanlage kombiniert.

Beim Abriss des Altbaus waren weitere Mängel aufgetaucht, die die Familie all die Jahre unwissentlich akzeptiert hatte: Asbest war dort verbaut worden sowie PCB-haltige Anstriche. Im Nachhinein erklärt sich Kerstin Gerlach morgendliche Kopfschmerzen und Schnupfen damit. Nicht so im wohngesunden Neubau: „Das ist völlig weg“, erzählt sie. „Man fühlt sich komplett anders.“

Daten & Fakten Haus Gerlach

Bauweise: Holztafelbau mit Großelementen aus widerstandsfähiger, schadstoffgeprüfter Fichte und Lärche, biologische Naturdämmung aus Hobelspan, Holzfassade mit silbergrauer Vergrauungslasur, U-Wert Außenwand 0,16 W/m2K, dreifach verglaste Skalarfenster, U-Wert 0,8 W/m2K, Satteldach 18 Grad geneigt, Kniestock 275 cm

Energiebedarf: Primärenergiebedarf: 16,8 W/m2a, Heizwärmebedarf: 12,09 W/m2a,
Endenergiebedarf: 9,3 W/m2a , Energieeffizienzklasse A+

Technik: Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Sondenbohrung, Voll-Werte-Plus-Lüftung, Fußbodenheizung, Photovoltaikanlage, E-Tankstelle

Wohnflächen: ELW UG 77,5 m², EG 83,5 m², OG 70,5 m²

Hersteller: Bau-Fritz GmbH & Co. KG seit 1896, Alpenweg 25, 87746 Erkheim, Telefon: 08336/900-0

Start typing and press Enter to search